Natur im Westerkwartier
Das Westerkwartier hat viele verschiedene Landschaftsgesichter: reizvolle Seen und Wälder, weite Deichgebiete und viel Moorland – und alle haben ihre eigenen Geschichten zu erzählen. Wandern Sie zum Beispiel durch die Doezumermieden und fühlen Sie den Boden unter den Füßen schwingen, streifen Sie durch das Waldgebiet Nanninga's Bos oder entdecken Sie eiszeitliche Relikte in der Heide.
Middag-Humsterland
Ezinge - Middag-Humsterland, gelegen zwischen Groningen-Stadt und dem Lauwersmeer, gehört zu den ältesten Kulturlandschaften Westeuropas und wurde vom niederländischen Staat als geschütztes Landschaftsgebiet ausgewiesen. Mit seiner schier unendlichen Weite und herrlichen Fernsichten bis zum Horizont hat es einen besonderen Stellenwert, nicht nur für Touristen. Middag und Humsterland waren einst (Halb-)Inseln im Wattenmeer, das damals noch viel weiter ins Groninger Land hineinreichte. Spuren dieser Vergangenheit sind noch heute allgegenwärtig, zum Beispiel die unregelmäßige Fluraufteilung und die als Warften bezeichneten Wohnhügel. Erkunden Sie diese außergewöhnliche Landschaft zu Fuß, mit dem Rad oder mit dem Boot und besuchen Sie das Museum Wierdenland, um alles über die Gegend und ihre Geschichte zu erfahren.
Doezumermieden
Doezum - Eine Wanderung durch die Doezumermieden ist ein richtiges Abenteuer. Nicht nur, weil man hier unverhofft einem Reh begegnen kann, sondern vor allem wegen des federnden Untergrundes in diesem sogenannten Schwingmoor. Das Schwingen kann man auch buchstäblich spüren. Torfstecher haben in dem Gebiet ihre Spuren in Form von Abbaulöchern hinterlassen, die sich im Laufe der Zeit mit Wasser füllten. Auf den Streifen zwischen den Löchern, auf denen sie die geschnittenen Torfbrocken zum Trocknen auslegten, verlaufen heute die Wanderwege. Die meisten Touren starten am Teegarten Blotevoetenhof und sind zwischen 2 und 9 Kilometern lang.
Trimunt en Jilt Dijksheide
Trimunt - Trimunt ist ein Waldgebiet mit jungen Stileichen und Waldkiefern, in dem Vogelarten wie Kleiber, Fichtenkreuzschnabel und Buntspecht vorkommen. Hier gibt es neben vielen Wander-, Rad- und Reitwegen auch eine Spielwiese und einen für Kinderwagen und Rollstühle geeigneten Familienwanderweg. Ganz in der Nähe liegt die Jilt Dijksheide, die einzige noch vorhandene Heidefläche in der Region. Auffällig sind hier die sogenannten Pingos: runde Tümpel, die aus der letzten Eiszeit stammen und in denen heute u. a. Frösche, Molche und Wasservögel leben. Mit etwas Glück bekommt man hier ein Hochlandrind oder eine Landziege zu Gesicht. Die Tiere wurden in der Heide angesiedelt, um das Gebiet vor der Verwaldung zu schützen.
Lettelberterpetten
Lettelbert - Der Name Lettelberterpetten bezieht sich auf Torfabbaulöcher in diesem Gebiet, die als „Petten“ oder „Petgaten“ bezeichnet werden und die man auf einem Plankenpfad überqueren kann. Am anderen Ende des Waldes gelangt man zum Uferbereich des Leekstermeers, an dem ein Aussichtsturm zur Vogelbeobachtung steht. Das Gewässer ist reich an Entenvögeln und mit etwas Glück bekommt man eine Löffelente, eine Schnatterente oder einen Zwergsäger zu Gesicht. Auch der Fischotter ist hier heimisch geworden. Wer sich das Ganze lieber vom Wasser aus anschauen möchte, kann sich im Wassersportzentrum von Lettelbert ein Kanu mieten und zum Leekstermeer paddeln.
Marumerlage
Marum - Im Westerkwartier findet man nicht nur historisch gewachsene, sondern auch neu geschaffene Natur. Ein gutes Beispiel dafür ist die Marumerlage, wo im Zuge der Renaturierung der Bachauen mehrere Stauwehre mit Fischpassagen angelegt wurden. Dadurch entstand eine natürliche Sumpflandschaft, die als Retentionsgebiet dient und Naturliebhaber begeistert. Hier kann man Kiebitze beim Balzen beobachten, Uferschnepfen durch die Tümpel staksen sehen und den Höhenflug der Wiesenpieper bewundern. Ein fünf Kilometer langer Rundgang durch das Gebiet führt an den schönsten Stellen entlang. Fernglas nicht vergessen.
De Noorderriet
Kommerzijl - Das Noorderriet wurde Anfang der Neunzigerjahre angelegt, um das Gaslager Grijpskerk der Sicht zu entziehen. Heute kann man rund um den Gasspeicher über schön angelegte Wege und kleine Holzbrücken wandern oder radeln. Wer es etwas abenteuerlicher mag, schlüpft in festes Schuhwerk und folgt dem bisweilen matschigen Pfad durch das naturnah eingerichtete Feuchtgebiet, in dem seltene Pflanzenarten wie das Gefleckte Knabenkraut gedeihen. Während man ab und zu auf die Rohre, Leitungen und Lichtmasten des Gaslagers blickt, spaziert man durch eine prächtige Naturlandschaft mit vielen Schmetterlingen, Libellen und anderen Insekten, die sich hier sichtlich wohlfühlen. Auf der Kinderspielinsel können Kinder an einer Seilrutsche übers Wasser sausen, den Aussichtshügel erklimmen und sich an den natürlichen Spielgeräten vergnügen.
Bolmeer und Nanninga’s Bos
Zevenhuizen - Das Bolmeer ist eine sogenannte Pingo-Ruine: eine Bodensenke, die durch den Rückgang des Permafrostes nach der letzten Eiszeit entstanden ist. Anfang des neunzehnten Jahrhunderts kam sie durch Abgrabungen zum Vorschein. Einst war der Teich sogar Anlass für eine Adelsfehde. Die Familie Coenders (von der Coendersborg) und das Geschlecht der von Inn und Kniphausen (Borg Nienoord) wollten beide sein Wasser für ihre Felder nutzen. Nachdem es sogar zu einer Auseinandersetzung mit Kanonenkugeln gekommen war, fiel das Bolmeer letztlich an den Coenders-Clan. Bei einem Rundgang um den Teich hat man immer wieder schöne Aussichten auf das Wasser. Ganz in der Nähe liegt Nanninga’s Bos, ein Waldstück, das früher zur Holzproduktion genutzt wurde und heute unter die Landschaftspflege fällt. Dank der natürlichen Bewirtschaftung haben sich hier viele Tiere angesiedelt. Gut möglich, dass man auf einem Spaziergang durch dieses Waldgebiet von einem Waldkauz argwöhnisch beobachtet wird.
Deichlandschaft
Lauwerszijl - Unter der Leitung des Klosters Aduard wurde der Wasserhaushalt im gesamten nördlichen Teil des Westerkwartiers strukturell verbessert. Es waren die Mönche von Aduard, die die ersten Deiche bauten. Ab dem siebzehnten Jahrhundert wurde die Lauwerszee durch den Bau von Deichen und Sielen (Entwässerungsschleusen) Stück für Stück weiter eingepoldert. Entlang der wichtigsten Gewässer gründeten die Mönche sogenannte Sieldörfer, die man noch heute am Namensbestandteil „-zijl“ erkennt, zum Beispiel Lauwerszijl, Pieterzijl oder Kommerzijl. 1969 wurde die Lauwerszee durch einen Deich vom Wattenmeer getrennt. Auf einer Radtour durch die Gegend oder einer Bootsfahrt über das Reitdiep und den Grenzfluss Lauwers kann man diese historisch gewachsene Deichlandschaft gut erkunden.
Oude riet
Boerakker - Im Naturreservat Oude Riet zwischen Boerakker und Noordwijk sind viele Vogelarten heimisch, die man auf einer Wanderung durch das Gebiet gut beobachten kann. Am besten geht das auf dem Aussichtsturm am Roordaweg, der eigens zur Vogelbeobachtung errichtet wurde. Vogelfreunde sollten also unbedingt das Fernglas mitnehmen.