Wilkommen in der Finsternis: Dark Sky Park Lauwersmeer

Haben Sie schon mal echte Finsternis erlebt? Eine solche Dunkelheit, dass man nicht weiß, wo oben und unten ist, und man bei klarem Wetter die Milchstraße sehen kann? Heutzutage gibt es kaum noch Orte, an denen es nachts wirklich so dunkel wird und man die Finsternis geradezu greifen kann. Einer dieser wenigen Flecken ist der Dark Sky Park Lauwersmeer, eingebettet in ein prächtiges Naturschutzgebiet, das man auf eigene Faust oder in Begleitung eines Rangers entdecken kann. Und zwar sowohl bei Tageslicht als auch – noch beeindruckender – bei stockdunkler Nacht. Förster Jaap Kloosterhuis nimmt Sie mit auf einen nächtlichen Waldspaziergang durch die totale Finsternis.

VIDEO: Gespräch mit Ranger Jaap

Wer meint, das Lauwersmeer würde nachts schlafen, der irrt: Hier herrscht ein reges Nachtleben! Der Dark Sky Park ist ein Gebiet, in dem die Dunkelheit erhalten bleibt und Besucher in der Nacht willkommen sind, um die Finsternis zu erleben. Und das ist gerade hier eine Besonderheit, denn die Niederlande gehören zu den Ländern mit der weltweit meisten Lichtverschmutzung.

Dark Sky Park met boswachter Jaap

So dunkel, dass man alles sieht

Im Dunkeln sieht man mehr, als man denkt, sobald sich die Augen erst einmal an die Finsternis gewöhnt haben. Nach etwa 20 Minuten haben sich die Pupillen so geweitet, dass man immer mehr erkennen kann. „Man darf dann nur nicht aufs Handy schauen oder die Taschenlampe anknipsen, sonst fängt man sich wieder von vorn an“, warnt Förster Jaap, während er immer tiefer in den dunklen Wald eintaucht.

Audiotour unter Sternenhimmel

Plötzlich hält Jaap auf einer Lichtung an. „Wenn das Wetter klar ist, kann ich euch hier ein paar Sternbilder zeigen“, verspricht er hoffnungsvoll. Doch ein Blick nach oben macht deutlich, dass wir heute kein Glück haben. Und da es nicht erlaubt ist, die Taschenlampe einzuschalten, werden wir wahrscheinlich auch nur wenige nachtaktive Wildtiere erspähen. „Weil man so wenig sieht, hört man dafür umso mehr.“ Wir hören Gänse vorüberfliegen und Kühe leise muhen. „Man nimmt nachts andere Geräusche wahr als am Tag. Da kann man gut verstehen, dass die Menschen früher an Geister glaubten. Wenn man ein Geräusch nicht einordnen kann, kommt die Fantasie auf Touren. Da wird ein schreiender Fuchs eben zur bösen Hexe.“

Düstere Botschaft

Nächtliches Kunstlicht kann den Lebenszyklus und das Verhalten von Tieren vielfach beeinflussen. „Darum ist es unser Ziel, die Menge an künstlichem Licht zu reduzieren. Kunstlicht ist für uns zwar bequem und wichtig, aber unnötig viel Licht schadet anderen Lebewesen. Da haben wir noch einen weiten Weg zu gehen, um uns dessen bewusst zu werden. Solange sich der Mensch im Dunkeln fürchtet, ist er eher nicht bereit, auf Kunstlicht zu verzichten. Wir hoffen, der Politik mit unserer Botschaft klarzumachen, welchen Wert die Finsternis hat.“ Wer selbst einen Beitrag zu weniger Lichtverschmutzung leisten möchte, sollte auf jeden Fall zu Hause die Außenbeleuchtung nach unten richten, damit das Licht nicht in die Umgebung strahlt.

Auf zu den Sternen

Der Herbst ist die ideale Zeit für einen nächtlichen Besuch im Dark Sky Park. Dann wird es schon recht früh dunkel, aber es ist noch nicht so kalt. Etwas Glück muss man trotzdem haben, denn nur bei richtig klarem Wetter kann man die Sterne und den Mond gut sehen. Wer auf eigene Faust loszieht, sollte sich vorher die neue Nachtkarte herunterladen, mit der man sich auf einer Wanderung unter dem Sternenhimmel orientieren kann. Auf der Karte sind zum Beispiel die einzelnen Aussichtspunkte, Himmelsplattformen und Beobachtungstürme eingezeichnet, auf denen man die Sterne noch besser betrachten kann. Die Karte enthält außerdem viel Wissenswertes über die Nacht im Dark Sky Park und erklärt, welche Sternbilder man zur jeweiligen Jahreszeit zu Gesicht bekommt. Möchten Sie sich lieber mit Begleitung in die Nacht begeben? Die Forstverwaltung Staatsbosbeheer organisiert mehrmals im Jahr sogenannte Sternen- oder Vollmondexkursionen. Die Termine finden Sie im Veranstaltungskalender des Nationalparks.

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